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17
Januar
Das andere Weihnachtsfest
Weihnachten 2006 in China – da werde ich wohl immer an dieses Bild zurückdenken: Die kanadische Austauschschülerin, die auf der Weihnachts- und Neujahrsfeier der Uni einen wunderbar hässlichen Plastikweihnachtsbaum ergattert hat. Mit diesem Baum versucht sie die Huanghe Lu zu überqueren, eine sechsspurige Straße die sich wie ein breiter Graben durch unser Viertel zieht. Es ist kalt und windig, und aus der Dunkelheit kommen unzählige Lichter auf das kanadische Mädchen mit ihrem Weihnachtsbaum zugeschossen. Sie weicht aus, spring auf die nächste Spur, Bremsen quietschen, Hupen – „Don’t hit me, I’ve got a Christmastree!“ kreischt sie in den Wind. Autos von allen Seiten. Mit einem beherzten Sprung schaffen es Mädchen und Baum über die letzte Spur und auf den Gehsteig. Stille Nacht, heilige Nacht.
Weihnachten gibt es in Dalian in den großen Shoppingcentern. Und am 24. Dezember abends, beim Spanier, wo sich die westlichen Austauschstudenten zum Weihnachtsabendessen verabredet haben. Am 25. und 26. Dezember dagegen winken eben diesen Austauschstudenten die Semesterabschlussklausuren. Rücksichtslos? Man stelle sich den chinesischen Maschinenbaustudent in Deutschland vor, der, nachdem seine 599 Kommilitonen den Vorlesungssaal verlassen haben, versucht seinem Professor zu erklären, dass der Klausurtermin so nicht in Ordnung ginge: Frühlingsfest! Das scheint mir ohnehin ein ganz guter Vergleich: So wie wir in Deutschland schon irgendwie wissen wann Frühlingsfest ist – weiß man auch in China wann Weihnachten ist und auch so in etwa was das bedeutet. Das ein oder andere kleine Geschenk wechselt den Besitzer, meist Pralinen oder – da ähnlich ausgesprochen wie „Frieden“ – ein Apfel. In meiner Gastfamilie war Weihnachten vor allem eins: Ein Meilenstein auf der langen, langen Wegstrecke bis es endlich, endlich wieder Frühlingsfest ist.
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