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26
November
Die Heizung
Wenn sich in Deutschland allmählich die Blätter an den Bäumen verfärben, die Tage kürzer werden und die Kälte der Morgenstunden an den kommenden Winter erinnert – dann wird in den Wohnsiedlungen auf den Dörfern diskutiert.

„Uns reicht noch der Kachelofen.“ „Was? Wir heizen schon seit zwei Wochen, das Bad ist sonst immer so kalt.“ „Nun ja, der Ölpreis ist ja auch wieder…die Fußbodenheizung läuft bei uns noch nicht.“


In China ist das ganz anders. Hier bekommt das Wort „Zentralheizung“ eine ganz andere Bedeutung. Es wird eben „zentral geheizt“. Ab dem 15. November. In ganz Nordchina. Bis zum 15. März. Wetter: egal.

Eines Morgens Ende Oktober hat es hier geschneit. In meinem Zimmer war es da schon ganz schön – unwarm. „Mehr anziehen!“ heißt die Parole in dieser Zeit. Und mit dicken wollenen langen Unterhosen in den großartigsten Farben trotzt man hier jedem Schneesturm – selbst wenn es der durch die schlecht isolierten Fenster bis ins Wohnzimmer schafft.


Schließlich war es dann so weit: Der lange ersehnte 15. November. Heizung für alle! Raus aus den Wollunterhosen! Wärme! Juhu!

Auch was die Temperatur angeht ist die Heizung hier „zentral“: die Heizkörper haben keinen Thermostat. Wem es zu warm wird, der macht eben das Fenster auf und sollte es zu kalt sein gibt es ja noch die wollenen Unterhosen. Die Heizkosten lassen sich dadurch ganz pauschal berechnen. Man bezahlt pro Quadratmeter Wohnfläche.

In manchen Wohnungen wird dreimal täglich geheizt: Morgens, Mittags, Abends. Nicht so bei uns. In meiner Gastfamilie läuft die Heizung 24 Stunden am Tag. Welch Luxus.
Doch was vor der Heizperiode noch sehr verheißungsvoll geklungen hat, zeigt jetzt seine Kehrseite:

Rund um die Uhr wird volle Pulle geheizt. Der Heizkörper ist direkt neben meinem Bett. Ein riesiger Heizkörper für ein kleines Zimmerchen. Ich werde gegrillt wie ein Dönerspieß. Und ironischer Weise ist das Wetter jetzt wieder sehr mild geworden.

Fenster auf. Lüften. Ich kann ja lüften. Wäre da nicht…ja, wäre da nicht…wäre da nicht der Fisch, den meine Gastmutter auf dem kleinen Balkon vor meinem Fenster trocknet. Für den Winter. Jiejie hebt entschuldigend die Schultern. Neulich als es regnete hätte sie vergessen den Fisch von der Leine zu nehmen. Jetzt würde der eben ein bisschen riechen. Aber dann im Winter sehr gut schmecken. Doch, ganz lecker, ganz sicher.

Manchmal, wenn man durch eine chinesische Stadt läuft, vorbei an den großen Shopping-Malls, vorbei an all den Starbucks, KFCs und McDonalds, dann beschleicht einen das Gefühl, die Welt sei überall gleich, eintönig und furchtbar langweilig geworden. Ein Alptraum, aus dem ich verschwitzt hochschrecke: es ist drei Uhr morgens, in meinem Zimmerchen herrschen tropische Temperaturen und draußen wiegen sich die Fische an der Leine im silbernen Mondlicht. Alles in bester Ordnung.

 
 
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