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14
September
Die Universität
Eigentlich sollte diese Überschrift „Die Schule“ heißen. Denn nicht nur die niedrigen Stühle und Tische erinnern an die siebte, achte Klasse: die Lehrer, die Unterrichtsmethoden, das Ausmaß an Eigenverantwortung das man uns hier zutraut – all das hat mit Universität im deutschen Sinne nur wenig zu tun.
Trotzdem bin ich recht zu frieden, denn auch als „Achtklässlerin“ lerne ich hier jede Menge. Nach einem Sprachtest wurde ich in die Mittelstufe eingeteilt. In meiner Klasse sind außer mir nur Koreaner und Japaner, ich kann mich also mit meinen Kommilitonen nur auf Chinesisch unterhalten. Der Stundenplan ist fest vorgegeben und enthält Kurse in Leseverständnis, Konversation und Hörverständnis. Darüber hinaus gibt es noch einen Kurs in dem Zeitungsartikel gelesen werden. Alles in allem entspricht das in etwa dem, was ich mir vom Unterricht hier erhofft hatte. Ich muss viele, viele Vokabeln lernen, meine asiatischen Kommilitonen sind mir was das Zeichen lesen und schreiben angeht um einiges voraus. Dafür fällt mir das Sprechen leichter. Außer in Konversation gibt es allerdings kaum Gelegenheit im Unterricht zu sprechen – die Lehrer hier beantworten die Fragen, die sie stellen für gewöhnlich selbst. Glücklicherweise habe ich bereits eine chinesische Sprachpartnerin gefunden: Zheng Qian studiert Lehramt „Chinesisch für Ausländer“ und möchte das Unterrichten ausprobieren. Besser hätte ich es kaum treffen können.
Die Stadt am Meer
Dalian. Nun bin ich schon fast eine Woche hier und immer noch überlege ich, wie man jemandem der noch nie hier war, jemandem der vielleicht noch nie in China war, diese Stadt beschreiben kann.
Ehe ich hierher kam hatte ich immer wieder gehört, Dalian sei eine schöne Stadt, mit russischen und japanischen Einflüssen und schönen Stränden. Jemand sagte auch, Dalian sei eine „sehr chinesische Stadt“ und nach meinen bisherigen Eindrücken war das vielleicht die beste Beschreibung – zumindest für alle diejenigen, die wie ich noch relativ wenig von China gesehen haben. Ins Auge fallen die vielen, vielen kleinen Geschäfte: kleine Supermärkte und Lebensmittelgeschäfte, Friseure, Klamottenläden, Werkstätten, dazwischen all die Essensstände und kleinen Restaurants, die Schuhputzer und Flaschensammler. Insgesamt scheint alles viel schmutziger, lauter, wilder und irgendwie rotziger als in Deutschland. Der Bus muss nicht schön sein, er muss nur fahren. Und das tut er: ächzend und quietschend rumpelt er sich durch das Gedränge, innen wie außen abgewetzt und verbraucht, laut röhrend und scheinbar ohne jeden Stoßdämpfer. Doch am Steuer dieses eisernen Ungetüms sitzt eine zierliche Chinesin, ihre Fußnägel sorgfältig lackiert, ihre Stöckelschuhe ganz verloren auf dem großen Gaspedal. Die meisten Wohnhäuser sind von außen furchtbar hässlich, voller Klimaanlagen und trocknender Wäsche, auch die Treppenhäuser haben außer Estrich und Schmutz meist nicht viel zu bieten. Umso mehr staunt der Besucher, wenn sich ihm hinter der Wohnungstür ein kleines, wohl gepflegtes Paradies eröffnet. Selbstverständlich, dass man zwischen Estrich und Parkett die Schuhe wechselt. Verrückt an Dalian sind die vielen Rolltreppen, die fast immer in riesige, unterirdische Shopping Malls führen. Dort unten erlebt man eine pure Reizüberflutung. Westliche und chinesische Supermarkt- und Fastfood- Ketten, Werbung, Verkäuferinnen, all die Kunden, all die bunten Marken und Produkte, Lärm, Gedränge…nichts wie zurück an die Oberfläche, denn: Ja! Dalian ist eine schöne Stadt. Mit äußerst gepflegten Rasenflächen mitten im Zentrum, alten russischen Gebäuden, modernen Hochhäusern, teuren Hotels, sehr edlen Appartementhäusern am Meer und – mit vielen Stränden. Bisher habe ich erst zwei dieser Strände gesehen, der deutsche Pauschal-Urlauber wäre von beiden enttäuscht, keine Palmen, kein Sand, kein einsam. Aber Schwimmen kann man hier allemal und lässt man seinen Blick schweifen über die kleinen Inselgruppen und die grünen, hügeligen Bergketten, entstehen durchaus Urlaubsgefühle. Nicht zu vergessen ist an dieser Stelle, das, während Chinas Metropolen im Smog versinken, eine frische Meeresbrise durch Dalian weht, was ganz entscheidend zur Lebensqualität beiträgt. Alles in allem ist Dalian eine faszinierende Stadt, weil sie so ungeheuer kontrastreich ist. Und vielleicht ist ja genau das „sehr chinesisch“.
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